Ist jemand, der jeden Tag nach der Arbeit 3 Flaschen Bier trinkt, bereits alkoholkrank? Welche verschiedene Arten von Konsum werden unterschieden? Und wann wird Alkohol tatsächlich gefährlich?
Das ICD (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben und definiert Alkoholabhängigkeit als behandlungsbedürftige Erkrankung. Bevor jedoch eine sogenannte „Psychische und Verhaltensstörung durch Alkohol“ diagnostiziert werden kann, müssen mindestens 3 Kriterien 12 Monate lang gleichzeitig erfüllt sein:
- „Craving“ im Sinne eines starken Verlangens, Alkohol zu konsumieren
- Kaum Kontrolle über das Ausmaß und die Beendigung des Alkoholkonsums (es wird regelmäßig mehr getrunken als geplant)
- Konsumstopp oder –reduktion führen zu körperlichen Entzugserscheinungen
- Die Toleranzentwicklung bewirkt, dass nach und nach mehr Alkohol getrunken werden muss um die gewohnte Wirkung zu erreichen
- Andere Interessen und Aufgaben werden für den Alkoholkonsum vernachlässigt
- Gesundheitliche und soziale Folgen halten Betroffene nicht davon ab weiterhin zu trinken
Nicht jeder, der Alkohol konsumiert, ist automatisch suchtgefährdet. Meistens verlaufen die Grenzen zwischen Ausprobieren, Experimentieren und einer Alkoholabhängigkeit jedoch sehr unscharf und der Konsum wird schnell unterschätzt.
Zu unterscheidende Konsumformen:
• Experimenteller Gebrauch („Probierkonsum“)
Bei dieser Form des Konsums stehen meistens Neugier oder Gruppendruck im Vordergrund. Oftmals testen Jugendliche die Wirkung des Alkohols und es kann noch nicht von einer dauerhaften, gesundheitlichen Gefährdung gesprochen werden. Trotzdem kommt es in dieser Phase häufig zu Alkoholvergiftungen oder Unfällen als Folge des Konsums.
• Unproblematischer Konsum
Es handelt sich hierbei um den gelegentlichen bzw. regelmäßigen unschädlichen Gebrauch. Das Hauptinteresse liegt auf dem Genuss des Alkohols z.B.: ein Glas guter Wein, ohne dabei dessen Menge zu steigern und somit dem Körper dauerhaften Schaden zuzufügen.
• Gesundheitsschädigender Gebrauch („Problemkonsum“)
Der Alkoholkonsum wird vorwiegend und bewusst dafür eingesetzt um negative Gefühle wie z.B.: Langeweile, Trauer, Stress, Schüchternheit etc. zu verändern. Aufgrund der Gewöhnung an den positiven Effekt des Alkohols, steigt die Gefahr eine Abhängigkeit zu entwickeln.
• Süchtiger Gebrauch („Abhängigkeit“)
Durch den regelmäßigen und schädlichen Gebrauch kommt es zur Vernachlässigung von Schule, Beruf, Freunden und der Familie. Meistens dreht sich alles nur mehr um die Beschaffung des Alkohols und dessen Konsum, auch wenn es keinen augenscheinlichen Anlass dazu gibt. Ein Leben „ohne“ ist nicht mehr vorstellbar. Eine Alkoholabhängigkeit stellt sich also nicht von einem Tag auf den anderen ein, sondern ist immer eine prozesshafte Entwicklung.
Da Alkohol vor allem auch in Österreich einen festen Bestandteil in der Gesellschaft und Kultur bildet, ist er kaum daraus wegzudenken. Als risikoarm gilt der Alkoholkonsum jedoch nur, solange er sich in Maßen hält und an die einzelnen Situationen angepasst wird. Die sogenannte „Gefährdungsgrenze“ beschreibt die Menge an Alkohol, welche noch gesundheitlich unbedenklich ist. Bei Frauen und Männern gibt es allerdings deutliche Unterschiede hinsichtlich der Alkoholverträglichkeit. Aufgrund der geringeren Körpergröße und dem höheren Körperfettanteil werden die Muskeln und Organe von Frauen viel stärker durchblutet und reagieren somit schneller auf Alkohol. Der zweite Unterschied besteht darin, dass Männer über deutlich höhere Mengen des Enzyms ADH verfügen, welches den Körper dabei unterstützt, die konsumierte Menge schneller wieder abzubauen.
Laut Definition des österreichischen Bundesministeriums für Gesundheit sollten Männer die Gefährdungsgrenze von 24g reinem Alkohol pro Tag nicht überschreiten. Frauen hingegen sollten nicht mehr als 16g reinen Alkohol pro Tag zu sich nehmen.
Dies entspricht etwa einer Österreichischen
Standardglaseinheit (ÖSG):
¼ Liter Wein oder
½ Liter Bier oder
3 kleine Schnäpse á 2 cl oder
2 Gläser Sekt
Gesundheitsgefährdend wirkt Alkohol ab einer reinen Menge von 60g/Tag bei Männern und ab 40g/Tag bei Frauen. Dies entspricht umgerechnet 2 ÖSG. Wenn sich in diesem Ausmaß allerdings ein regelmäßiger Konsum einstellt, dann kann im Sinne der WHO bereits von einem schädlichen Gebrauch gesprochen werden. Gleichzeitig steigt auch das Risiko, durch Alkohol bedingte, akute und chronische Gesundheitsprobleme zu entwickeln.