Risiken und Nebenwirkungen

„Bei Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage
oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“

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…Wer von uns hat diesen Spruch noch nicht gehört? Egal ob im Radio, im Fernsehen oder auf Youtube. Immer dort, wo (Psycho-)Pharmaka angeboten werden, hört, oder liest man ihn. Für Cannabis und andere Substanzen sucht man allerdings vergeblich nach einer Packungsbeilage und muss sich meist online oder im Freundeskreis durch ein Wirrwarr an Gerüchten, Mythen und Halbwahrheiten quälen. Denn sind wir uns ehrlich, wer liest schon die ganzen langatmigen, langweiligen und ausschweifenden medizinischen Studien und Bücher über die Wirkungsweisen der unterschiedlichen Cannabis-Bestandteile?
Denn eines ist richtig, wie bei jeder anderen psychoaktiven Substanz, egal ob legal oder illegal, birgt auch der Konsum von Cannabis viele Risiken. Und über diese sollte man Bescheid wissen, bevor man sich für den Konsum entscheidet, oder sie sich ins Gedächtnis rufen, wenn man bereits konsumiert.
Hier findet ihr einige der wichtigsten Risiken und (Langzeit-)Folgen von Cannabiskonsum. Wenn ihr näheres zu den einzelnen Punkten erfahren wollt, klickt einfach auf die „Nebenwirkung“.

Führerscheinverlust

Nach dem Konsum von Cannabis bleiben die Wirkstoffe länger im Körper als beispielsweise bei Alkohol. Auch wenn man sich subjektiv nicht mehr so fühlt, als hätte man einen Rausch, sind die Reaktionen und das Denken noch verlangsamt. Das bedeutet, dass man sogar sehr lange nach dem Letztkonsum nicht in der Verfassung ist am Straßenverkehr teilzunehmen und begibt sich, wenn doch, in Lebensgefahr. Trinkt man in den nächsten 14 Stunden – oder je nach körperlicher Verfassung sogar länger – zusätzlich Alkohol, spitzt sich die Situation noch mehr zu. Auch wenn es nur ein Seiterl Bier oder ein Radler ist.
Was bedeutet das? Man sollte weder mit dem Fahrrad, dem Moped, dem Motorrad, Auto, Traktor, E-bike oder einem anderen fahrbaren Untersatz auf der Straße unterwegs sein. Wird man von der Polizei angehalten und kontrolliert, können einem diese gegebenenfalls direkt zum Amtsarzt/zur Amtsärztin bringen. Wird bei der Untersuchung positiv auf den Konsum getestet, ist mit einer Geldstrafe im vierstelligen Bereich, dem Führerscheinentzug, einer Nachschulung, einer verkehrspsychologischen Untersuchung und einer Meldung an die Gesundheitsbehörde zu rechnen. Weigert man sich, hat man – bis auf die Meldung – sogar verschärftere Konsequenzen zu tragen.
Achtung! Auch wenn man auf dem Fahrrad erwischt wird, kann das zu einem Führerscheinentzug führen!

Von Republik Österreich, Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie - Österreichische Staatsdruckerei Wien, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24914270

Cannabis-Psychose

Eine der Gefahren des Cannabis-Konsums, die am häufigsten diskutiert wird ist jene der sogenannten „Cannabis-Psychose“. Aber was genau ist diese „Psychose“ eigentlich?
Eine Psychose  kann viele Formen annehmen. Typisch sind zum Beispiel Halluzinationen, die man hören, sehen oder auch fühlen kann. Dies kann große Angst oder wahnhafte Ideen auslösen, sodass man sich beispielsweise ernsthaft verfolgt fühlt.
Es gibt aber mehrere Arten von Psychosen. Die wichtigsten Formen im Zusammenhang mit Cannabis sind die psychotische Störung aufgrund von Substanzgebrauch (Cannabis) und die schizophrene Psychose.

Photo by Cristian Newman on UnsplashVon der ersten Form spricht man dann, wenn sie beim oder kurz nach dem Konsum von Cannabis auftritt. Diese geht innerhalb eines Monats teilweise und in vielen Fällen in den nächsten sechs Monaten vollständig zurück. Leider ist das aber nicht bei allen Leuten der Fall. Tatsächlich haben CannabiskonsumentInnen ein zwei bis drei Mal höheres Risiko eine sogenannte schizophrene Psychose zu entwickeln und diese hat man dann meist ein Leben lang. Das liegt zum Teil auch daran, dass das Verhältnis von THC und CBD heute viel höher ist als früher (1995 10:1; 2014 80:1). Und da THC die Psychosen auslöst, steigt auch das Risiko erheblich.
Besonders gefährlich ist das für Personen, die bereits in der Jugend, also in einer Zeit, in der sich das Gehirn noch immer weiterentwickelt und jeden Tag etwas Neues lernt, Cannabis konsumieren.

Abhängigkeit

Dieser Punkt mag jetzt einige überraschen, kursieren doch immer wieder einmal Gerüchte um die Cannabis-Abhängigkeit wie etwa: „Cannabis mache gar nicht abhängig“ oder „Cannabis mache nur psychisch abhängig“. Aber wie schaut es tatsächlich aus?
Tatsächlich ist es heute unbestritten, dass man auch bei Cannabis eine Abhängigkeit entwickeln kann. Man unterscheidet hier die psychische Abhängigkeit von der körperlichen Abhängigkeit, zwei Seiten einer Medaille, denn auch bei Cannabis entwickelt man beides.

Die Weltgesundheitsorganisation hat in ihrem Katalog, dem ICD-10 (International Classification of Diseases), in dem alle körperlichen und psychischen Erkrankungen und die dazu gehörenden Diagnosekriterien aufgelistet sind, auch die Abhängigkeitserkrankungen beschrieben. Man muss für eine Abhängigkeit nicht alle Diagnosekriterien erfüllen, meist ist es jedoch so, dass man mit wenigen Symptomen beginnt und sie mit der Zeit immer mehr und immer schwerwiegender werden. Auch bei Cannabis.
Die Symptome sind:

Wenn du für dich wissen möchtest, ob du deinen Konsum noch unter Kontrolle hast, kannst du ja einmal den Cannabis-Check ausprobieren.

„Cannabis-Demenz“ – Kognitive Störungen

Viele haben den Spruch „Der hat sich das Hirn weggekifft“ schon einmal gehört, oder selbst im Spaß gesagt. Was viele jedoch nicht wissen ist, dass sie damit viel näher an der Wahrheit dran sind, als sie es eigentlich glauben.

Kognitive Störungen, damit sind Einschränkungen gemeint, die das Denken, die Konzentration, das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit und die Wahrnehmung betreffen. Bei Cannabis gibt es hier zwei verschiedene Formen:

  1. Die erste tritt direkt dann auf, wenn man Cannabis konsumiert. Man vergisst beispielsweise das Erlebte der vorletzten fünf Minuten oder den Anfang eines Satzes, während man diesen noch spricht, die Gedanken hüpfen herum oder man kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Das kann so weit gehen, dass man nur noch wenig von der Umwelt mitbekommt und sich wie in einem Film gefangen fühlt. Die Symptome klingen ab, sobald die Wirkung des Cannabis nachlässt. Das kann allerdings unter Umständen sehr lange dauern, nämlich auch bis zu 14 Stunden. Auch kann es zu sogenannten „Flashbacks“ kommen. Also veränderten Wahrnehmungen, auch wenn man zu diesem Zeitpunkt gar kein Gras konsumiert hat. Besonders gefährlich sind diese Flashbacks zum Beispiel im Straßenverkehr.
  2. Die zweite Form der kognitiven Störungen ist jedoch nicht reversibel  (nicht umkehrbar) und betrifft vor allem Burschen und Mädchen vor dem 25. Geburtstag. Da in dieser Zeit das Gehirn noch sehr flexibel ist, ist es besonders anfällig für Veränderungen von außen. Im Fall von Cannabis bedeutet das, dass bei regelmäßigem Konsum im Jugendalter eine Intelligenzminderung verursacht wird. Das bedeutet nichts anderes, als dass man durch das Rauchen (oder Essen) von Cannabis tatsächlich merkbar und vor allem langfristig dümmer wird. Auch, wenn man später den Konsum einstellt erholt sich hier das Gehirn nicht mehr. Cannabis ist nämlich neurotoxisch. Das bedeutet, dass es bestimmte Zellen im Gehirn angreift und diese deutlich kleiner werden. Besonders betrifft das die Bereiche des Gehirns, die für das Gedächtnis und die Merkfähigkeit und für die Motivation, Emotionsregulation und das Belohnungslernen zuständig sind.
Amotivationales Syndrom

Man ist müde, abgeschlagen, kann sich zu nichts aufraffen und möchte sich eigentlich nicht einmal bewegen. Cannabis als Motivationsbremse. Kommt diese Lustlosigkeit nicht nur ab und an vor, sondern über längere Zeit, zum Beispiel, weil man mitunter ständig „high“ ist, dann spricht man von einem Amotivationalen Syndrom.

Personen, die darunter leiden, sind durch ihren regelmäßigen Cannabiskonsum in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und -entfaltung massiv eingeschränkt. Sie verlieren das Interesse an ihren Hobbys, nehmen schulische, berufliche und private Verpflichtungen nicht mehr ernst und vernachlässigen alltägliche Aufgaben wie zum Beispiel Körperhygiene. Sie verlieren den Antrieb etwas zu Unternehmen und können keine spontanen oder schnellen Entscheidungen mehr treffen.
Dadurch verpassen sie viele sogenannte „Entwicklungsaufgaben“, also Dinge, die man in einem gewissen Alter normalerweise lernt oder erfährt. Dazu gehören zum Beispiel der Schulabschluss, der gesunde Umgang mit Stress oder Frust, aber auch die erste große Liebe und der erste Kuss. Manche dieser Aufgaben kann man später zwar nachholen, sind aber ungleich schwieriger wie zum Beispiel der Schulabschluss mit 35 Jahren, oder sogar fast unmöglich.

Risiken für das Atemsystem

Auch heute noch ist die häufigste Art, wie Cannabis konsumiert wird, das Rauchen. Dabei ist es eigentlich egal ob das mittels eines Joints, einer Pfeife, einer Bong oder mithilfe einer Shisha passiert. Durch das Verbrennen des Krauts und des Harzes und in vielen Fällen des beigemischten Tabaks, entstehen schädliche Gase und Stoffe, die in den Körper gelangen. Viele verzichten aus unterschiedlichen Gründen auf einen Filter im Joint, wodurch sogar noch mehr schädliche Stoffe in den Körper gelangen als beim Rauchen von Filterzigaretten.
Die schädlichen Wirkungen stehen damit jenen der Zigarette oder der Shisha um nichts nach. Es kommt zu Ablagerungen in der Lunge sowie zum Absterben von Lungengewebe durch sogenannte „Verbrennungsstoffe“. Die Folge davon ist, dass die Lunge weniger Sauerstoff aufnehmen kann. Und den brauchen wir ab und an schon zum Laufen, Stiegen Steigen, etc.
Auch krebserregende Stoffe gelangen durch das Verbrennen und Inhalieren von Cannabis (und Tabak) in den Körper, was unterschiedliche Krebsformen, wie zum Beispiel Lungenkrebs oder Kehlkopfkrebs zur Folge haben kann.

Wenn du für dich wissen möchtest, ob du deinen Konsum noch unter Kontrolle hast, kannst du ja einmal den Cannabis-Check ausprobieren.